Meine Arbeit nimmt die in den letzten Jahren entflammte Debatte um die Entschädigung der Zwangsarbeiter zum Anlass, den Umgang der Metzinger Bevölkerung mit den ausländischen Arbeitern zu untersuchen,
im Dritten Reich und in der Gegenwart.
Im Januar 2001 stellte das Stadtarchiv Metzingen eine umfangreiche Dokumentation “Metzingen in der Zeit des Nationalsozialismus” vor. Auch dem Thema Zwangsarbeit ist dort ein Kapitel gewidmet. Die darin
gemachten Aussagen bleiben jedoch oft vage, weil den Autoren keine Berichte von ehemaligen Zwangsarbeitern, die in Metzingen eingesetzt waren, zur Verfügung standen. Deshalb habe ich versucht, mit überlebenden
Zwangsarbeitern (aus organisatorischen und finanziellen Gründen begrenzt auf Polen) einen Schriftwechsel zu beginnen. Die Aussagen dieser zum Zeitpunkt ihrer Verschleppung nach Metzingen meist unter 20 Jahre alten
Männer und Frauen, zeichnen zusammen mit den Ergebnissen der bekannten Quellen ein authentisches Bild der Zwangsarbeit in Metzingen.
Die Arbeit gliedert sich folgendermaßen: Über die Definition des Begriffs Zwangsarbeiter, eine Beschreibung der Situation in Metzingen während des Dritten Reichs und einen Überblick über die
Entschädigungsdebatte habe ich versucht, mich dem Thema anzunähern. Genauer befasst habe ich mich mit dem Ostarbeiterlager, mit der unterschiedlichen Behandlung von Arbeitern aus West- und Osteuropa und im
besonderen mit der Rolle der Firma Hugo Boss. Hier haben die neuen Erkenntnisse aus der für dieses Studie erfolgten Zeitzeugenbefragung Berücksichtigung gefunden. Als Beispiel für einen erfolgreichen Dialog und
offensiven Umgang mit der Geschichte habe ich schließlich die Aufarbeitung des VW-Konzerns und der Stadt Ulm beschrieben.
|